Eigenleistung am Bau hat Hochkonjunktur. Schließlich kann,
wer selbst die Ärmel hoch krempelt, kräftig Geld sparen.
Allerdings darf man den Zeitaufwand nicht unterschätzen: Denn
500 oder gar 1000 Stunden Bau-Arbeit nach Feierabend und im Urlaub
sind kein Pappenstiel!
Neben Bausatzhäusern, bei denen der Eigenfeister von der
Bodenplatte an den gesamten Rohbau selbst hochziehen kann, stehen
Rohbau- und Ausbauhäuser hoch im Kurs. Diese Bauformen sind -
obwohl auch bei jedem Massivhaus möglich - eine Domäne
des Fertigbaus. Praktisch alle Hersteller bieten neben
schlüsselfertigen Eigenheimen auch preisgünstige
Ausbauvarianten an, die "Ausbauhaus",
"Mitbauhaus", "Selbstbauhaus" oder ähnlich
heißen.
Um die einzelnen Angebote wirklich vergleichen zu können,
muss der Interessent die Bau- und Leistungsbeschreibungen Punkt
für Punkt studieren und die Preise genau unter die Lupe
nehmen. Zum Vergleich gehört auch die Frage nach kostenlosen
Ausbauhilfen. Grundsätzlich lassen sich unterscheiden:
Mitbauhaus, Rohbauhaus und Ausbauhaus. Wer ein Mitbauhaus kauft,
kann bereits beim Aufbau Hand anlegen, das Dach eindecken und die
Fassade verputzen oder Verklinkers.
Das Rohbauhaus errichtet die Firma als wetterfeste
Gebäudehülle mit Dacheindeckung, Außenputz,
Türen und Fenstern. Den kompletten Innenausbau von den
haustechnischen Installationen bis zur letzten Tapetenbahn erledigt
der Bauherr in Eigenregie.
Der Eigenleistungs-Klassiker ist das Ausbauhaus, das oft zum
Beispiel "malerfertig" angeboten wird. Das heißt,
es fehlen in diesem Fall Wand, Boden- und Deckenbeläge. Oft
auch die Fliesen und Sanitärobjekte.
In der Praxis sind die Übergänge gießend und
manches Haus wird in Ausbaustufen von der Basis-Version
"Rohbauhaus" bis schlüsselfertig angeboten. Der
Umfang der Eigenleistungen wird vielfach schon (paketweise)
vorgegeben.
Ansonsten gibt es zwei Wege, zum Ausbauhaus mit individuell
vereinbartem Eigenleistungsanteil zu kommen:
1. Ausgehend von der schlüsselfertigen Variante wird,
"abbemustert". Das heißt, man nimmt bestimmte
Posten aus dem Leistungsumfang des Hausherstellers heraus; zum
Beispiel Holzdecken, Wand- und Bodenbeläge oder den
Türeinbau.
2. Die gewünschte Ausbaustufe wird erreicht, indem man in
Abstimmung mit dem Hersteller vom Rohbau angefangen die
Firmenleistungen summiert; beginnend mit der Haustechnik über
den Estrich usw.
Doch aufgepaßt. Einzelne Posten bieten das
Hausbauunternehmen unter Umständen so günstig an, dass
derjenige, der das Material selbst einkauft, unterm Strich kaum
etwas spart. Manche Anbieter verkaufen zum Haus auch nur die
nötigen Ausbaumaterialien, genannt Ausbau- oder
Materialpakete. Für den Eigenleister sind jene Gewerke
besonders lohnend, bei denen die Materialkosten niedrig und die
Lohnkosten hoch sind. Das trifft vor allem auf Belagsarbeiten an
Wänden, Böden und Decken zu. Ausgehend vom hohen
Lohnkostenanteil lassen sich für einzelne Arbeiten folgende
Richtwerte als Spareffekt angegeben: Teppichboden 40 Prozent,
Holzfußboden 50 Prozent, Fliesenarbeiten 50 Prozent und
Malerarbeiten bis 70 Prozent.
Selbstverständlich hat das Sparen auch seinen Preis. Für
ein Ausbauhaus muss man schon mindestens seinen Jahresurlaub
investieren. Manchmal dauerte auch deutlich länger. Dazu ein
paar Zahlen: Wer die Zwischendecke in einem 100-Quadratmeter-Haus
mit Gipskartonplatten verkleiden, spachteln und streichen
möchte, muss dafür rund 100 Arbeitsstunden ansetzen. Am
Boden schlägt ein Trockenestrich mit gut 50 Stunden zu Buche.
Die Fliesenarbeiten in einem Badezimmer mit zwölf
Quadratmetern Grundbäche plus Fliesen in Küche und
Windfang werden vielleicht 100 Stunden kosten.
Wer also in der Größenordnung von 50 000 Mark sparen möchte, muss bei einem angenommenen Handwerker-Stundensatz von 65 Mark von vorherein mit gut 750 Stunden auf der Baustelle rechnen; wenn man für eine Handwerker Stunde 1,3 Selbermacher-Stunden ansetzt, werden es viel leicht sogar 1000 Stunden werden. Das bedeutet, ein Ehepaar müsste ohne zusätzliche Helfer 500 Stunden gemeinsame Bauarbeit ansetzen. Das bedeutet ungefähr für jeden drei Wochen Arbeits-Urlaub plus zehn lange Arbeits-Samstage sowie drei Monate lang, ein paar Stunden Abend-Arbeit.